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Tandemfahren mit Kindern - Stokids


Stokids 4, 5, 7, 8 und 11 Jahre.

Sobald Kinder groß genug sind, dass sie selbst Rad fahren können, können sie auch als echter Stoker auf einem Tandem mitfahren (Stoker Kid = Stokid). Ab wann genau das der Fall ist, mag verschieden sein. Unsere Tochter fährt als Stoker seit kurz vor ihrem 4. Geburtstag. Vorteilhaft ist es, wenn das Stokid selbst schon ohne Stützräder fahren kann, weil es sich dann harmonischer verhält, was Gewichtsverlagerungen betrifft.

 Mehr als ein Stokid unterzubringen?

Technik

Kinderkurbelsatz

Ein Stokid braucht einen Kinderkurbelsatz (auch Stokid-Zusatz oder "Kiddy-Cranks" genannt), damit es auf dem Tandem mitfahren kann. Ein solches Set besteht aus einem zusätzlichen Tretlager mit Halteklemme, einem linksseitigen Kurbelsatz mit kurzen Tretkurbeln, einem zusätzlichen Kettenblatt, einer Kette und Unterlegscheiben für die Kettenblattmontage. Das zusätzliche Tretlager wird am Sattelrohr des Stokers befestigt und mit der zusätzlichen Kette mit dem Stoker-Tretlager verbunden, auf dessen linker Seite ein zusätzliches Kettenblatt montiert werden muss. Wenn die Kette außen verläuft, kann man schneller umbauen, ohne die Kette zu öffnen (s. weiter unten). Soll der Stokid-Zusatz jahrelang am Tandem bleiben, spielt das natürlich keine Rolle.

Hersteller von Kinderkurbelsätzen

Ein kompletter Stokidzusatz kostet ca. 150,- bis 350,- €, gibts z.B. von Burley (unten auf der angegebenen Seite), von Santana und von Thorn. Es gibt auch Leute, die sowas selbst basteln. Unser hier gezeigter Stokid-Zusatz ist der von Santana.

Lenker

Außerdem ist es nötig, den Stokerlenker weit genug nach hinten, also in Reichweite des Stokids zu legen. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten:

  1. Der Stokervorbau ist sehr weit ausziehbar

  2. und/oder man benutzt einen Rennlenker, den man fürs Stokid nach oben klappt.

  3. Der Originallenker wird gegen einen eigenen längeren Stokervorbau samt Lenker ausgetauscht.

  4. Man kann auch einen zusätzlichen Stokervorbau mit Lenker an der Stokid-Sattelstüte befestigen, wie wir es gemacht haben. Das hat den Vorteil, dass man schneller umbauen kann: Der normale Stokerlenker bleibt, wo er ist, und der Stokid-Sattel mitsamt Lenker dran muss nur reingeschoben werden, bis der Stokidvorbau aufsetzt.

Sattel

Meistens ist der Original-Stokersattel für kleine Kinderpos zu breit. Es empfiehlt sich daher, eine Sattelstütze mit einem Kindersattel zu verwenden. Auch schmale Rennradsättel sind oft kindertauglich, aber ungefedert. Weil das Kinder-Tretlager ein paar Zentimeter vor dem Sattelrohr montiert ist, sollte der Stokid-Sattel entsprechend weit nach vorn verschoben werden, damit die Sitzposition stimmt. Deshalb sollte man eine Sattelstütze ohne Offset verwenden. Die Sattelstütze darf ruhig lang sein. Ein Dreijähriges hat ja noch kurze Beine, aber wenn das Stokid älter wird, muss man die Stütze erstaunlich weit herausziehen, bevor ohne Kinderkurbelsatz gefahren werden kann.

Pedalen

Zunächst reichen ganz normale Blockpedale. Später kann man Riemenpedale montieren, aber erst, wenn das Stokid damit umgehen kann. Ältere Stokids möchten irgendwann Klick-Pedale haben, wenn die Eltern auch welche fahren. Die Idee ist gut, aber man sollte dabei bedenken, dass das Stokid in der Lage sein muss, ohne Hilfe einzuklicken, und dass das weitere Wachstum bezüglich Radschuhen recht teuer werden kann.

Stokid-Kette außen montieren

Für die Montage der Stokid-Kette außen gibt es einen Trick, mit dem man keine längere Tretlagerachse einbauen muss, auch wenn der Platz zwischen Kette und Kettenstrebe vorher schon knapp war: Die heutigen Kurbeln sind relativ starkt gekröpft, damit der Umwerfer am Kurbelarm vorbeipasst. Links ist aber kein Umwerfer, so dass der vorhandene Platz dazu benutzt werden kann, das zusätzliche Kettenblatt mit Unterlegscheiben darunter außen auf das vorhandene Kettenblatt draufzusetzen. Vorsicht: Dies geht nicht bei allen Kurbeln. Bei vielen ist der Platz gerade etwas zu knapp und bei anderen ist der Kurbelarm schon im Außenbereich zu stark Richtung Tretlager gekrümmt. Wegen der dieser Krümmung sollte das zusätzliche Kettenblatt mindestens ca. 38 Zähne haben, sonst kommt man zu weit in den Bogen des Kurbelarms hinein. Damit der Abstand zwischen den beiden Kettenblättern ausreicht, müssen noch zusätzlich flache Unterlegscheiben eingelegt werden, die meist dem Stokidzusatz beiliegen (Es müssen ja zwei Ketten nebeneinander passen, so dass der normale Kettenblatt-Abstand nicht ausreicht). Mit dem gleichen Konzept kann man auch komplett rechtsseitige Tandemkurbelsätze selbst bauen (s. dazu Artikel von John Allen).

Wieso kein extra Freilauf?

Kleine Kinder entwickeln übrigens binnen kurzer Zeit einen besseren Fahrstil, als die meisten Erwachsenen haben. Wegen ihrer geringen Körpermasse können Kinder mit erstaunlich hoher Trittfrequenz fahren, auch über längere Zeit. Ihre Kurbeln müssen allerdings kürzer sein als bei Erwachsenen, also ca. 110 bis 140 mm, je nach Körpergröße. Deshalb ist die feste Synchronisation der Tretkurbeln absolut kein Problem. Erwachsene, die nie richtig kurbeln gelernt haben, tun sich da als Stoker erheblich schwerer. Bill McCready (Gründer von Santana) sagt dazu: "When we first started experimenting with child stoker kits in the mid-'70s we played with both independent coasting and/or differentially sized chainrings to lower a child's cadence. Both features were scrapped when we learned children with scaled-down cranks can maintain 110 RPM longer than their parents. While independent coasting seemed like a necessity, the noise of the clicking drove parents crazy." Viel Kraft muss ein Stokid zunächst nicht aufbringen, das entwickelt sich mit zunehmendem Alter von selbst. Weil das Stokid nur locker kurbeln muss, hält es auch relativ lange Strecken durch. 30 bis 40 km mit mehreren Pausen waren für Sonja mit 4 Jahren kein Problem.

Diverses

Nach unserer Erfahrung dauert das Umbauen zwischen 5 Minuten (Stokid zu normal) und 10 Minuten (normal zu Stokid). Für gelegentliche Umbauten ist das akzeptabel. Schön wäre ein Stokid-Tretlager, das sich mit Schnellspannern befestigen lässt. Zum Thema Umbauen hier noch ein Tip von Klaus Kronenberg: "Die Adaptierung des Santana-Adapters am Sattelrohr mit den Original-Nylonstreifen war mir ein wenig zu fummelig, weshalb ich mir eine zylindrische Adapterhülse aus Kunststoff (mit Kragen) habe drehen lassen. Diese wurde der Länge nach geteilt und je eine Hälfte in den Alublock eingeklebt (doppelseitiges Klebeband); so muss kein zusätzliches Teil bei der Montage gehalten werden. Da ich kleine Mitfahrer unterschiedlicher Größe berücksichtige, benutze ich eine "Basis-Synchronkette" und verschiedene Verlängerungsstücke, welche ich mit den ohne Werkzeug zu öffnenden Kettenschlössern von Sachs/Sedis verschließe."

 

Und es macht ihnen Spaß! Stokids nerven viel weniger als bei jeder anderen Transportart. Und man ist praktisch genauso schnell wie ohne Kind. Wenn das Kind größer wird, kann man irgendwann das Zusatztretlager abbauen und mit Hilfe von sog. "crank shorteners" die Kurbellänge verkürzen. Noch eleganter: Von daVinci gibt es Kurbeln mit mehreren Pedal-Gewinden s. hier.

Nachteile? Naja, ein Elternteil muss wieder solo fahren, außer, man schafft sich ein Triplet an.

Lohnt sich das alles? Ja! Verglichen mit Autofahren ist die Anschaffung eines Stokid-Zusatzes ziemlich billig (ca. 150 bis 300,- €), obwohl das natürlich viel Geld ist für die paar Teile. Manche Leute schaffen sich überhaupt erst ein Tandem an fürs Fahren mit Kind. Abgesehen davon betreiben Stokids schon Ausdauersport, während andere noch im Buggy durch die Gegend geschoben werden.

Weitere Literatur


© D. Bettge; 12.6.2002, letzte Änderung: 24.8.2006