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Tourenberichte - Triplet-/Quad-Fahren 13./14.8.2002

  Die ganze Familie auf einem Rad.

Beim Tandemtreffen in der sächsischen Schweiz sind wir leider nicht dazu gekommen, ein Triplet probezufahren. Deshalb hatten wir mit Wolfgang Haas vereinbart, mal bei ihm in Rosenheim vorbeizuschauen, um das nachzuholen. Wolfgang ist der Europa-Importeur von Santana. Er hat in seinem Laden neben den vielen "normalen" Santana-Tandems ein Alu-Triplet, ein Cabrio-Quad mit Stahlrahmen (also ein Vierer, das man mit Hilfe von Kupplungen als Tandem, Triplet oder Quad konfigurieren kann) und sogar einen Fünfsitzer. Zur Not werden auch Cannondale-Tandems verkauft ;-)

 Das Allerheiligste in Rosenheim.

Von der fränkischen Schweiz aus war es nicht mehr so weit bis Rosenheim, so dass wir uns von dort auf den Weg machten. Am ersten Tag entschieden wir uns für eine Fahrt mit dem Triplet, weil das ja das Rad ist, was wir eventuell kaufen würden. Die Kiddy-Cranks kamen in die Mitte. Das ganze wiegt ungefähr 25 kg, ist also pro Person ziemlich leicht. Verglichen mit einem Tandem fällt die zusätzliche Länge nicht sehr ins Gewicht, so dass wir auf Anhieb gut vom Fleck und durchs Rosenheimer Verkehsgewühl kamen.

Die ganze Familie auf einem Rad - alle fanden das toll. Ungewohnt war nur das etwas trägere Anfahrverhalten. Die Kommunikation über die Kette zwischen Captain und Stokern muss neu erfühlt werden. In der Ebene rollt es hervorragend und den Berg runter wirds naturgemäß richtig schnell. Der Rahmen war für uns drei (Teamgewicht 145 kg) sehr stabil und zeigt keinerlei unerwartete Bewegungen. Mit den mittelbreiten 26-Zoll-Reifen ließen sich auch Schotterwege gut fahren. Wir waren sehr angetan von dem Rad und kämpfen nun mit unserem Gewissen (Kaufpreis ca. 10.000 Euro). Auf der zweiten Runde begleitete Wolfgang uns mit seinem Rennrad. Er behauptet zwar, nicht regelrecht zu tranieren, aber selbst auf den Abfahrten konnten wir ihn nicht abhängen. Da stecken wohl doch einige Kilometerchen in den Waden...

 Alu-Triplet.

Am zweiten Tag überlegten wir uns beim Frühstück, dass wir wohl so schnell keine Chance wieder bekommen würden, auf einem Quad zu fahren. Also ging Wolfgang daran, das Cabrio von drei auf vier Sitze zu strecken, was in recht kurzer Zeit gemacht war. Danach gings auf eine vormittägliche Tour. Als Cabrio bezeichnet Santana ein Tandem, das mit Hilfe von S&S-Kupplern zerlegt und außerdem durch den Einbau zusaätzlicher Sektionen auf drei ("Triplet") bis vier Sitzplätze ("Quad") erweitert werden kann. Die Rahmen-Kupplungen ermöglichen ein Zerlegen und völlig spielfreies Zusammensetzen des Rades. Durch Kupplungen in den Seilzügen muss nach dem Umbau weder Bremsanlage noch Schaltung nachjustiert werden.

 Aus Dreier mach Vierer.

Mit drei gut motivierten Erwachsenen und einem Kind ist für ordentlichen Vortrieb gesorgt. In der Ebene glitten wir mit um die 37 km/h dahin. Bergab wirds noch ein wenig schneller als mit dem Triplet, besonders wenn sich alle Stoker schön klein machen. Wir wurden ortskundig über schöne Sträßchen Richtung Chiemsee und zurück gelenkt und machten so manchen Höhenmeter dabei. Das Alpenvorland ist einfach wunderschön. Am Ende waren wir nach 85 km ziemlich breit, aber glücklich.

Natürlich wird man ständig beglotzt und kommentiert mit so einem Gefährt. "Schau mal, ein Tan... äh..." Komischerweise vermuten alle Leute, dass Kurvenfahren mit dem Langschiff schwer sei. Aber eine Gesamtlänge von ca. 3,80 m ist im Vergleich zum Auto nicht so arg viel. Der große Radstand sorgt aber für gute Federung und Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten.

Bei nun 225 kg Teamgewicht zeigt der Rahmen beim Treten deutliche Schwingungen in vertikaler Richtung, die zwar ungewohnt sind, das Vorankommen aber nicht beeinträchtigen. Unter kräftigem Tritt spürt man deutlich die Elastizität des Antriebsstrangs, fühlt sich ein wenig an wie das selige Biopace. Bei 15 % Steigung hört man die Ketten zirpen und sieht das Rad arbeiten. Aber es funktioniert alles gut, trotz synchroner Kurbelstellung. Auf den Abfahrten läuft es völlig ruhig und sicher. Vielleicht wären etwas größere Rohrdurchmesser a la Cannondale in diesem Fall doch nicht schlecht. Die verbauten Rohre haben ja keine größeren Durchmesser als bei den Tandems, soweit wir das beurteilen können. Die Bremsen (V-Brake vorne und Scheibe hinten) ermöglichen zumindest Leuten mit großen Händen heftige Verzögerung. Wir fühlten uns jedenfalls immer gut aufgehoben. Eine weitere V-Brake hinten (bedient über Lenkerendschalter) dient als Not- und Park-Bremse. Übrigens haben wir keinen negativen Einfluss des durch die Klemmweiten von 160 mm gegenüber unseren Rädern größeren Pedalabstand bemerkt. Ganz am Anfag fühlt es sich ein klein wenig breitbeinig an, aber das verfliegt schnell. Ein Preis von ca. 13.000 Euro für dieses Gefährt dämpft den "Haben"-Reflex doch deutlich - leider.

Ein großes Dankeschön jedenfalls an Wolfgang Haas, der sich viel Zeit nahm und uns in seiner Zweitwohnung über dem Laden einquartierte. Sicher sind wir potentielle Kunden, aber er hatte selbst sichtbar Spaß an der Sache. Er verkauft eben nicht nur Fahrräder, sondern lebt damit auch in seiner Freizeit. Irgendwie beneiden wir ihn ein wenig...

(Fotos: W. Haas/D. Bettge)


© D. Bettge; letzte Änderung: 25.8.2002