SuDiBe Tandemseiten 

Touren- und Rennberichte - Erzgebirge 24.-26.4.2001

Kaum ist Töchterchen mal in Urlaub, haben wir natürlich die Chance genutzt, uns mal richtig auszutoben. Nach dem ekligen Wetter in der Woche zuvor waren wir sehr unsicher, wohin man fahren könnte. Nach dem letzten Blick auf die Wetterprognose, die für den 24.4. erstmals richtigen Frühling vorhersagte, sind wir kurzentschlossen nach Plauen in Sachsen runtergefahren und haben eine 3-Tages-Tour durch das Erzgebirge gedreht.

Da es eine sportliche Angelegenheit werden sollte (schon wegen des dortigen Geländes), nahmen wir nur Minimalgepäck mit: Lange Trainingsklamotten und Windjacken, sowie zusätzlich je ein Paar Socken, einmal Unterwäsche, ein T-Shirt, einen leichten Pullover und eine Sommerhose. Außerdem Licht, ein Schloss, kleines Werkzeug, die Generalkarte (Großblatt 12), ein Handy und Geld. Und keinen Fotoapparat, deshalb gibts hier auch keine Bilder außer den Kartenausschnitten. So hatten wir nur zwei locker gefüllte Ortlieb Frontroller hinten auf dem Träger unseres Cannondales.

Gesamt-Übersicht

1. Tag

1. Tag

6:21 ab Berlin Zoo mit Interregio nach Plauen (an 10:30 Uhr), zu Fuß durch den Ort, dann mit dem Rad über Reusa, Theuma, Tirpersdorf, Brotenfeld, Arnoldsgrün, Schöneck, Kottenheide, Zwota nach Klingenthal, dort Mittagessen und Besichtigung der Rundkirche, weiter über Muldenberger Stausee, Hammerbrücke, Morgenröthe-Rautenkranz (durch den Wald, Abkürzung zum Forsthaus, alter Asphalt, Pause in der Sonne auf einer Almwiese, saure Salate sind gar nicht gut zu Mittag), Carlsfeld, Wildenthal nach Johanngeorgenstadt. Übernachtung in der Pension am Schwefelbach (80,- DM, sehr angenehmes Hotel, Tandem wurde in einer Garage eingeschlossen). Auf den Höchenlagen lag im Wald noch flächendeckend Schnee, der eisige Kälte verströmte, so dass wir vor längeren Abfahrten jeweils die Jacken überzogen.

Fahrstrecke 86 km, vmax=78 km/h (persönlicher Rekord mit knatternden Windjacken), Ø=25 km/h.

2. Tag

2. Tag

ca. 9:00 ab Johanngeorgenstadt (ca. 900 m über NN) eine lange Abfahrt runter ins Tal, dann wieder hoch nach Breitenbrunn, Rittergrün (Außenanlagen des Eisenbahnmuseums angesehen, macht erst um 10:00 Uhr auf), Pöhla, Raschau, 14 %iger Anstieg Richtung Elterlein (beim nächsten Anstieg half uns nur noch Traubenzucker über den Berg), Geyer (längere Pause), Schönbrunn, Wolkenstein (mächtiges Schloss) nach Marienberg (Mittagessen). Weiter bis zur schwarzen Pockau, am Bhf. Rittersberg abgebogen und entlang der Bahn bis Pockau, entlang der Flöha und der Bahn bis Olbernhau. Über Hirschberg, Richtung Deutschneudorf, nach ca. 3 km links nach Seiffen (ca. 650 m über NN). Stadspaziergang (in Seiffen werden die vielen Weihnachtsutensilien wie die bekannten Pyramiden hergestellt), Übernachtung im Bunten Haus (130,- DM, gehobener Standard, Tandem wurde ohne dass wir darum bitten mussten reingebeten und im Heizungskeller eingeschlossen).

Fahrstrecke 98 km, vmax=75 km/h, Ø=25 km/h.

3. Tag

3. Tag

ca. 9:00 ab Seiffen, die Straßen trocknen nach nächtlichem Regen langsam ab, Bhf. Seiffen, links und wieder rechts nach Sayda, Friedebach, Clausnitz, Dorfchemnitz, Mulda, rechts Richtung Talsperre, nach 3 km über die Bahnstrecke gelaufen, weil die eingezeichnete Brücke abgerissen worden war, danach sehr steiler Anstieg (vermutlich über 15 %, geschoben) rauf durch den Wald zur Staumauer der Talsperre, dort Pause, Lichtenberg, Berthelsdorf (unerwartet fieser Anstieg im Ort so kurz vor dem Etappenziel), Ankunft in Freiberg kurz vor 12 Uhr, dort erstmal Fahrkarten besorgt, Mittagessen im Ratskeller, Stadtbummel und 14:25 mit dem Städteexpress nach Chemnitz und von dort per Interregio nach Berlin zurück.

Fahrstrecke 50 km, vmax=59 km/h, Ø=25 km/h.

Fazit

Das Erzgebirge ist landschaftlich wie fahrerisch ein absolut lohnendes Gelände. Die Landschaft mit den vielen Wäldern, Bergen und Tälern ist wunderschön. Abstecher auf die tschechische Seite wären sicher auch interessant. Die Symmetrie des Geländes ist bemerkenswert: Nach jeder Abfahrt kommt gnadenlos ein entsprechender Anstieg. Und das ist wegen der vielen tief eingeschnittenen Wildbäche sehr oft der Fall. Die Steigungen gehen selten über 10 % hinaus, maximal sind uns ca. 15 % untergekommen. Deshalb schien uns unsere 1:1-Übersetzung zwar ausreichend, aber doch das mindeste zu sein, was man mitbringen sollte. Eine Trommelbremse haben wir nicht vermisst, allerdings hatten wir ja nur leichtes Gepäck und wollten auch schnell fahren. Es war erstaunlich, dass wir am ersten und zweiten Tag schon zwei Stunden nach einem reichhaltigen Mittagessen wieder nagenden Hunger verspürten. Wir hatten den Eindruck, ständig am Fressen zu sein.

Einiges ist sehr positiv zu vermerken: Der Bahntransport war sehr einfach und angenehm, u.a. wegen des geringen Verkehrsaufkommens mitten in der Woche. Sollten die Interregios tatsächlich wegfallen, würden die Fahrzeiten aber deutlich länger werden. Die Straßenbeläge sind zu 95 % in sehr gutem Zustand, Radwege sind weitgehend unbekannt. Die Sachsen sind ein überaus freundliches Völkchen, das es offenbar schneller als andere lernt, wie man Dienstleistung an die Leute bringt. Dazu passt auch, dass wir kein einziges Mal Ärger mit dem Autoverkehr hatten, wobei wenig Touristen unterwegs waren und wir Bundesstraßen nach Möglichkeit gemieden haben.


D. Bettge; letzte Änderung: 29.4.2001